
Ist Idstein ist seit Nov. 2015 Reformations-Stadt Europas. Was bedeutet das?
Seit November 2015 darf die Stadt Idstein offiziell den Titel „Reformationsstadt Europas“ tragen. Warum ist Idstein eine Reformationsstadt und was bedeutet das?
"Reformationsstadt" ist der Ehrentitel für diejenigen Städte, die in der Geschichte der Reformation eine herausragende Rolle gespielt haben. Die Initiative wurde in Zusammenarbeit der europäischen Städte ins Leben gerufen. Im Jahre 2015 erhielt auch Idstein diesen Titel "Reformationsstadt".
Circa 50 Städten in Europa wurde dieser Titel zuerkannt, neben Idstein zum Beispiel noch Basel, Breslau, Eisenach, Graz, Lausanne, Straßburg, Tallin, Turku, Wittenberg, Worms.
Warum zählt das kleine Idstein zu den auserwählten Städten mit Titel "Reformationsstadt Europas"?
Der überspannte päpstliche Herrschaftsanspruch und die Vernachlässigung des geistlichen Amtes und schließlich die Finanzpolitik der Renaissance-Päpste (z.B. der Ablasshandel) führten zu einer Reformbewegung gegen die Kirche (Reformation). Der 31. Oktober 1517 wird allgemein als Beginn der Reformation bezeichnet, der Tag, an dem Martin Luther die 95 Thesen über den Ablass an die Schlosskirche in Wittenberg schlug.
Innerhalb dieser Reformbewegung gab es jedoch große Streitigkeiten. Der Abendmahlsstreit zwischen Luther und den Reformierten (Calvin, Zwingli etc.) führte zur inneren Spaltung des Protestantismus. Der Streit führte so weit, dass weder gemeinsame Gottesdienste noch Abendmahlsfeiern abgehalten werden konnten.
Beim Abendmahlsstreit geht es um die Interpretation des kleinen Wörtchens „ist“ in dem Satz „ ..dies ist mein Leib“. Zwingli argumentiert, das Wort „ist“ steht nicht für „sich befinden“, sondern für „bedeuten“ (significare), denn der Leib Christi kann nicht gleichzeitig im Himmel und im Sakrament sein. Martin Luther hingegen lehrte, dass Christus „in, mit und unter“ Brot und Wein gegenwärtig, also in den Elementen präsent sei.
Lange Jahre war es das Ziel einzelner Personen gewesen, den Bruderkrieg zu beenden und eine europäische Union der Protestanten zu schaffen. Die Wirren der napoleonischen Kriege (1805 Austerlitz, 1806 Jena & Auerstedt) und neue Denkansätze der Aufklärung ließen die theologischen Differenzen in den Hintergrund treten. So kam es im 19. Jahrhundert allmählich zur Annäherung der Parteien. 1817 im Jahr des 300-jährigen Reformationsjubiläums konnte auf Drängen des Herzogs Wilhelm von Nassau die evangelische Landeskirche Hessen auf einer Synode in Idstein eine Einigung finden. Dort wurde die Vereinigung beider Konfessions-Richtungen zu einer einheitlichen „evangelisch christlichen Kirche“ beschlossen.
Somit hat Idstein erheblich zur Reformation beigetragen und hat mit Recht den Titel "Reformationsstadt Europas" verdient.